Die spezialisierte Behandlung von Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenerkrankungen erfolgt wegen ihrer Komplexität in einem spezialisierten, interdisziplinären Netzwerk.
Die chirurgieaarau AG arbeitet eng zusammen mit Kolleg*innen aus der Endokrinologie, Nuklearmedizin, Hals-Nasen-Ohren Heilkunde, Pathologie und Onkologie. Gemeinsam erarbeiten wir Abklärungs- und Behandlungspfade nach den aktuellsten Leitlinien für alle Patienten mit Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenerkrankungen.
Die Operationen erfolgen in Vollnarkose mit schonender Operationstechnik. Für die grösstmögliche Patientensicherheit verwenden wir standardmässig eine Lupenbrille mit einer 3–4-fachen Vergrösserung und eine Überwachung der Funktion der Stimmbandnerven mit dem sogenannten Neuromonitoring. Zur Qualitätssicherung überprüfen unsere HNO-Kollegen jeweils vor und nach der Operation die Funktion der Stimmbänder.
Besonderen Wert legen wir auf bestmögliche kosmetische Ergebnisse, indem wir kleine Schnitte wählen und auf störende Drainagen verzichten.
In ausgewählten Fällen kann alternativ zur OP die schonende Thermoablation (Radiofrequenzablation RFA) ohne Schnitte und Narkose eingesetzt werden.
Bei folgenden Krankheiten empfehlen wir eine Operation:
- Vergrösserte, symptomatische Schilddrüse (Struma) mit z.B. Druckgefühl im Hals, Schluckbeschwerden oder eingeschränkter Atmung
- Wiederkehrende Vergrösserung nach vorangegangener Operation (Rezidivstruma)
- Unklare oder verdächtige Schilddrüsenknoten
- Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom)
- Toxische oder sog. heisse Knoten (autonome Adenome)
- Medikamentös nicht beherrschbare Autoimmunerkrankungen (z.B. Morbus Basedow)
- hormonaktive Vergrösserung der Nebenschilddrüse (primärer Hyperparathyreoidismus)
Schilddrüsenvergrösserung (Struma)
Eine stark vergrösserte Schilddrüse (Struma) kann zu lokalen Problemen führen. Nicht selten kommt es zu einem Druck- und Engegefühl im Hals, zu Schluckbeschwerden oder zu einer behinderten Atmung. Die Behandlung besteht in einer operativen Entfernung der betroffenen Schilddrüsenseite. Alternativ dazu können das Gesamtvolumen oder auch nur einzelne Knoten der Schilddrüse mit einer Radiojodtherapie oder mit der schonenden Thermoablation verkleinert werden.
Unklare Knoten der Schilddrüse
Im Ultraschall auffällig aussehende (unklare) Knoten bergen das Risiko einer bösartigen Veränderung. Deshalb ist eine Feinnadelpunktion mit mikroskopischer Untersuchung der Schilddrüsenzellen durch den Pathologen der nächste diagnostische Schritt.
Ergeben sich Hinweise auf eine bösartige Veränderung, kann mit der chirurgischen Entfernung einer oder beider Seiten der Schilddrüse in den allermeisten Fällen eine vollständige Heilung erreicht werden.
Schilddrüsenkrebs
Der Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom) ist glücklicherweise in den allermeisten Fällen sehr gut heilbar. Schon bei der Feinnadelpunktion können Hinweise auf eine bösartige Veränderung in Schilddrüsenknoten gefunden werden. Da wir mit allen Spezialisten für Schilddrüsenkrebs (Endokrinologen, Pathologen und Onkologen) interdisziplinär ausgezeichnet vernetzt sind, können wir besonders schnell eine „massgeschneiderte“ Therapie und Nachsorge bei allen Krebsformen der Schilddrüse (papillär, follikulär, anaplastisch, C-Zell- oder medulläres Schilddrüsenkarzinom) anbieten.
Familiärer Schilddrüsenkrebs
Das sogenannte hereditäre C-Zell-Karzinom oder auch medulläre Schilddrüsenkarzinom ist eine seltene Form des Schilddrüsenkrebs, die genetisch vererbt familiär auftritt. Sie kann auch bereits Kinder befallen. Eine genetische Diagnostik ist in diesen Fällen besonders wichtig und richtungsweisend für die weiteren Behandlungsschritte. Insbesondere bei Kindern aus betroffenen Familien werden prophylaktische Operationen zur Verhinderung der Krebsentstehung in speziell ausgewählten Zentren durchgeführt. Wir bieten die entsprechende Vorabklärung und Vermittlung an ein spezialisiertes Zentrum.
Toxischer Knoten (autonomes Adenom)
Toxische oder sogenannt „heisse“ Knoten entsprechen Schilddrüsenarealen, die sich von ihrer Steuerung, dem sog. Regelkreis unabhängig gemacht haben und unkontrolliert überschüssige Hormone produzieren. Diese Knoten werden auch autonome Adenome genannt und verursachen durch den Überschuss an Schilddrüsenhormonen Beschwerden wie Herzrasen, Unruhe oder Gewichtsverlust und werden bevorzugt mit der schonenden Thermoablation oder der Radiojodtherapie behandelt. Häufig werden zur Vorbereitung zunächst Hormon-unterdrückende Medikamente eingesetzt.
Autoimmunerkrankungen (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow, Thyreoiditis de Quervain)
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse sind Entzündungen der Schilddrüse aufgrund eines fehlgeleiteten Immunitätsprozesses. Diese Erkrankungen, wie z.B. die Hashimoto-Thyreoiditis, werden regelhaft medikamentös therapiert. Beim Morbus Basedow kommt auch die Radiojodtherapie zum Einsatz.
Wenn die medikamentöse Behandlung nicht anschlägt oder die Augen beim M. Basedow relevant mitbeteiligt sind, ist eine operative Entfernung der gesamten Schilddrüse die beste Behandlung.
Erkrankung der Nebenschilddrüsen (primärer Hyperparathyreoidismus)
Der primäre Hyperparathyreoidismus wird ausgelöst durch ein Nebenschilddrüsen-Adenom, das unkontrolliert überschüssiges Nebenschilddrüsenhormon produziert. Dies führt zu vielfältigen unspezifischen Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Osteoporose und Antriebslosigkeit. In der Spätphase findet sich der klassische Symptomenkomplex aus Magen- und Knochenschmerzen sowie der Bildung von Nierensteinen.
Durch die unkontrollierte Überproduktion des Nebenschilddrüsenhormons Parathormon wird das Kalzium im Blut erniedrigt. Die Behandlung mit Medikamenten allein ist oft nur kurzfristig wirksam.
In den meisten Fällen müssen die befallenen Nebenschilddrüsen chirurgisch entfernt werden. Die Operation zeigt den schnellsten Heilungserfolg. Das Absinken des überschüssigen Parathormons kann noch während der Operation gemessen werden und bestätigt den Erfolg der Operation.